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Die sanfte Waffe gegen Brustkrebs

 

Bayer ist im Einklang mit seinem strategischen Fokus auf der Frauengesundheit Teil der Erfolgsgeschichte von iBreastExam, einem kostengünstigen, nicht-invasiven Gerät zur Früherkennung von Brustkrebs. 

 

„iBreastExam ist eine großartige Startup-Geschichte“, erzählt Stefan Wilhelm, Program Manager Social Impact bei den Bayer-Stiftungen. „Mit dem handlichen Gerät kann das Gesundheitspersonal sogar in entlegenen Gebieten in Entwicklungsländern Brustuntersuchungen vornehmen. Es dauert nur ein paar Minuten, und die Ergebnisse werden über eine mobile App in Echtzeit geliefert.“

 

Erste Studien haben gezeigt, dass die Resultate mit denen anderer Untersuchungsmethoden vergleichbar sind. Daher konnte iBreastExam bürokratische Hürden in Rekordzeit überwinden: 2015 Zulassung durch die FDA und Europas CE-Kennzeichnung sowie 2016 Erfüllung der ISO-Norm 13485 und GMP-Zertifizierung der WHO. Gemeinsam mit Vertriebspartnern begannen die Gründer Mihir Shah, Matthew Campisi und Bhaumik Sanghvi das Gerät in Asien einzuführen. Als die Initiative auf Lateinamerika ausgeweitet werden sollte, sei die Bayer Cares Foundation ins Spiel gekommen, so Shah, Mitentwickler von iBreastExam und Mitbegründer des Femtech-Unternehmens UE LifeSciences: „2018 beteiligten wir uns an dem Grants4Impact-Wettbewerb der Bayer-Stiftung. Es wurden Technologien gesucht, die im großen Stil angewandt werden und in Entwicklungsländern soziale Veränderungen bewirken können. Wir wurden zum Pitch nach Berlin eingeladen und haben eine Förderung in Höhe von 150.000 Euro für unser Projekt gewonnen.“  Dank der Fördergelder von Grants4Impact konnte UE LifeSciences in Brasilien klinische Studien durchführen und 20.000 Frauen weltweit von ihrem Produkt profitieren lassen.

 

Bislang wurden mehr als 400.000 Frauen in 12 Ländern mit iBreastExam untersucht, und 175 Fälle von Brustkrebs wurden dabei festgestellt.

 

 

Warum Früherkennung so wichtig ist

 

In den Industrienationen steht zur breit angelegten Vorsorge die Mammographie zur Verfügung. Hier überleben 90 Prozent der Brustkrebspatienten. In Entwicklungsländern sieht das Bild ganz anders aus: Durchschnittlich 50 Prozent der Frauen mit Brustkrebs sterben, weil die Infrastruktur fehlt, um den Krebs frühzeitig zu erkennen. Mit iBreastExam könnte sich das ändern. Das Gerät entdeckt mit Berührungssensoren geringfügige Veränderungen des Brustgewebes, bevor solch festeres Gewebe in klinischen Untersuchungen überhaupt bemerkt werden könnte.   

 

Monika Lessl, Geschäftsführerin der Bayer-Stiftungen, glaubt fest daran, dass iBreastExam das Potenzial hat, soziale Veränderungen zu bewirken: „Unser Ziel besteht darin, Wissenschaft und soziale Innovation voranzubringen – für eine Welt getreu unserer ‚Vision Health for All and Hunger for None‘.  iBreastExam ist ein großartiges Beispiel dafür, wie wir unsere Mission in die Tat umsetzen und Frauen den Zugang zu Gesundheitsversorgung ermöglichen.“  

 

In Entwicklungsländern sterben durchschnittlich 50 Prozent der Frauen mit Brustkrebs, weil die Infrastruktur fehlt, um den Krebs frühzeitig zu erkennen.

Interview

Die nächsten 100 Jahre beeinflussen


Das amerikanisch-indische Unternehmen UE LifeSciences hat ein erschwingliches, nicht-invasives Gerät entwickelt, um frühzeitig Brustkrebs zu erkennen. Die Geschäftsführer Mihir Shah und Gauri Navalkar-Godse sprechen in diesem Interview über ihre Motivation, ein Femtech-Unternehmen zu gründen, und ihre Vision, das Potenzial der öffentlichen Gesundheitsversorgung zu entfalten.

 

Herr Shah, Sie sind IT-Ingenieur. Woher kamen der Mut und die Entschlossenheit, an einem medizinischen Projekt zu arbeiten und ein Femtech-Unternehmen zu gründen?  


Dafür waren zwei Frauen in meinem Leben ausschlaggebend: Meine Schwiegermutter und eine Wissenschaftlerin an meiner Universität. Bei meiner Schwiegermutter wurde kurz vor unserer Hochzeit Brustkrebs diagnostiziert. Dadurch habe ich mich mit der Situation in meinem Heimatland Indien auseinandergesetzt und festgestellt, dass jedes Jahr 70.000 Inderinnen an Brustkrebs sterben, weil die meisten keinen Zugang zu Früherkennung haben. Ich beschloss, nach einer Lösung zu suchen und fand den Schlüssel bei Wan Shih, einer Wissenschaftlerin der Drexel University. Wir lizenzierten ihr Konzept der Sensortechnologie und entwickelten mit meinen Partnern Matthew Campisi und Bhaumik Sanghvi iBreastExam.

 

Wie konnten Sie das Konzept von iBreastExam umsetzen?


Gauri Navalkar-Godse, Head of Client Relations: Wir trafen uns mit NGOs und Stiftungen und bildeten ihr Personal in der Handhabung des Geräts aus. Wir überzeugten die Geburtshelfer davon, ihren Patientinnen den Test zur Früherkennung anzubieten. Und wir holten das Gesundheitspersonal der lokalen Gemeinden mit an Bord, um Frauen in entlegenen, ländlichen Gebieten zu untersuchen. Am Anfang befürchteten wir, dass die Frauen in den ländlichen Gegenden der Entwicklungsländer das Gerät nicht annehmen würden, doch es stellte sich schnell heraus, dass sie sehr froh über diese günstige und schmerzfreie Methode der Vorsorge waren. Dadurch sprach sich das Angebot schnell herum.   

 

Was ist mit den Frauen in Entwicklungsländern, die in Städten leben? Wurden die auch angesprochen?


Navalkar-Godse: Ja, und zwar mit einem neuen Ansatz. Berufstätige Frauen in den Städten haben oft zu wenig Zeit, um zur Vorsorge in eine Klinik zu gehen. Deswegen sind wir mit dem Gerät in die Unternehmen gegangen. Wir sagten ihnen: Hier ist ein Gerät, das Frauen am Arbeitsplatz in nur 10 Minuten untersuchen kann. Das war ein Paradigmenwechsel. Anstatt dass die Frauen zur Vorsorge gehen, kommt die Vorsorge zu ihnen.   
 
Was geschieht dann bei einem positiven Befund?


Navalkar-Godse: Wir schulen und zertifizieren Anwender von iBreastExam nur dann, wenn die entsprechenden Partner über ein Anschlusskonzept verfügen. Und wir arbeiten nur in Gemeinden, in denen auch ein Radiologe oder ein Krankenhaus zur Verfügung steht, das weitere Untersuchungen machen kann. Es wäre ethisch nicht vertretbar, eine Frau zu untersuchen, wenn man sie nicht auf dem weiteren Weg begleiten kann.

 

„Millionen von Frauen in hoch entwickelten Ländern vermeiden die Mammographie, weil sie Angst vor der Strahlung haben oder sie ihnen unangenehm ist. Manchen fehlt der Kontakt zu einem Radiologen.“ Gauri Navalkar-Godse

 

Wie sieht Ihre Vision für das Unternehmen aus?


Shah: Wir möchten iBreastExam zum Goldstandard der Vorsorge machen – und zwar in einigen Jahren und nicht erst in Jahrzehnten. Unser Ziel ist es, nicht nur eine gewisse Anzahl an Geräten zu verkaufen oder eine bestimmte Anzahl an Untersuchungen zu erreichen. Wir möchten Teil der Gesundheitssysteme der Länder werden und die Vorsorge in den nächsten 100 Jahren beeinflussen. Wir glauben, dass iBreastExam die Probleme der unterfinanzierten Gesundheitssysteme überwinden und das Potenzial der öffentlichen Gesundheitsversorgung entfalten kann.   

 

Wenden Sie sich mit iBreastExam auch an Frauen in Industrienationen?


Navalkar-Godse: Ja, das tun wir. Millionen von Frauen in hoch entwickelten Ländern vermeiden die Mammographie, weil sie Angst vor der Strahlung haben oder sie ihnen unangenehm ist. Manchen fehlt der Kontakt zu einem Radiologen. Auch hier kann iBreastExam eine große Hilfe sein. Das Gerät kann von einem Hausarzt im Rahmen des regulären Checkups eingesetzt werden, um Fälle zu entdecken, die weiter untersucht werden sollten, genauso wie wir es auch in Ländern wie Indien machen.  

 

Wird sich UE LifeSciences weiter auf die Frauengesundheit konzentrieren?


Shah: Ja, das werden wir. Von Afghanistan bis zu den USA – überall gibt es Frauen, denen es an Gleichbehandlung fehlt und die von den örtlichen Gesundheitssystemen oft nicht ausreichend versorgt werden. Daran wollen wir etwas ändern. Wir möchten ein Unternehmen sein, das für Frauen, für ihr Wohlbefinden und in ihrem Leben tatsächlich etwas bewirkt.  

 

Würden Sie sich als Feminist bezeichnen, Herr Shah?


Nun ja, als Feminist sehe ich mich nicht, aber Frauenrechte sind mir wichtig und ich habe großen Respekt vor Frauen. Sie können einfach alles. Nehmen wir nur Greta Thunberg oder die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai.  Es ist einfach unfassbar! Unsere Welt braucht 100 Gretas und Malalas, und sie haben eine Plattform verdient! Vielleicht bin ich also doch ein Feminist.  

 

Photo Credits: iBreastExam

 

 

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